Lehmfarben - Diffusionsoffenheit & Ausgleichsfeuchteverhalten

 

Kennen Sie noch solche Fenster ? Oft fängt der Ärger mit Verlust dieser alten Schönheiten an. Das man keine Fingermalbotschaften mehr senden kann ist das eine. Mit etwas Fantasie finden sich dafür sicher auch Alternativen. Heißer Tipp: Essenz -  Lehmfarben eignen sich auch als Fingermalfarben.

Das sich plötzlich Schimmelpilze in den  Wandecken kuscheln, lässt sich mit bloser Fantasie leider nicht ändern. Diese entstehen nämlich, weil die Luftfeuchtigkeit nicht mehr am kalten Fensterglas kondensiert, sondern nun an der difussionsarmen Wand.

Aber mal von vorn: Je kälter und dichter Ihre Wandoberflächen sind, desto mehr Luftfeuchtigkeit setzt sich auf den Wänden als Kondensat nieder.  Man bedenke, das man für einen 4-Personenhaushalt ca. 11 Liter Wasser, entstanden durch Kochen , Schwitzen,  Duschen, Blumen,... als Dampf pro Tag in die Raumluft entlässt. Es handelt sich dann allerdings um in der Luft gelöste unsichtbare Wassermoleküle nicht mehr nur um den sichtbaren Dampf der uns beim Warmduschen entwabert.  Diese Unsichtbarkeit lässt uns die Gefahr natürlich gern unterschätzen. Wie so oft. Diese Molekülchen haben nämlich in warmer Umgebungsluft viel Platz um sich gesellig in dieser zu verteilen. Nimmt die Temperatur ab wird es aber ungemütlich eng. Der Druck steigt und klebt die armen Molekülchen wieder zusammen, zu sichtbaren Tropfen. Das passiert logischerweise an den kältesten Stellen im Raum. Früher war dies das alte Fenster. Man konnte die ablaufende Feuchte dann mittels Tuch wegdidschn.  Aber mittlerweile mit Dreifachverglasung ausgestattet, schieben sich andere kalte Stellen in den Vordergrund.  Innenecken der Außenwände, Fensterleibungen, Hohlstellen oder Materialwechsel im Mauerwerk (die sogenannten Kältebrücken), Außenwände mit schlechtem Dämmwert, u.s.w. sind jetzt die neuen Favoriten für ein festsetzen der Wassertröpfchen. Zum herumschweben sind diese ja nun zu schwer.  Und da wegdidschen hier schwierig wird, freuen sich neue Gäste, die Schimmelsporen. Auch unsichtbar und immer auf der Suche nach einem dauerfeuchten Untergrund, finden diese hier einen wunderbaren Nährboden.

Als Problemlösung könnte man nun natürlich versuchen die Ursache komplett zu beseitigen, in Form einer zusätzlichen Dämmung. Aber Aufwand , Kosten und Machbarkeit könnten diesem heroischen Gedanken die Umsetzbarkeit in Taten verweigern. Alternativ könnte man den Kondenströpchen nebst Schimmelsporen durch Lüften und Heizen das Leben schwer machen. Das sollte ja sowieso passieren. Aber zuviel davon macht einerseits teuer und andererseits unwohnlich.

Aber es gibt noch einen anderen physikalischen Aspekt um die Situation zu verbessern. Wenn die gefährdeten Wände dem Dampfdruck einen nur geringen Wiederstand entgegensetzen, können diese die Wassermoleküle in Ihrer Oberfläche Speichern. Das bezeichnet die oft genannte Diffusionsoffenheit, die mit dem Sd-Wert genauer spezifiziert wird.  Und als Bonus können solche Baustoffe die Feuchtigkeit wieder an die Raumluft abgeben, wenn diese zu trocken ist. Das wiederum bezeichnen die Begriffe Ausgleichsfeuchteverhalten, Wohlfühlklima, gesundes Raumklima oder Wandatmung, die sehr oft auch im Gebrauch mit Lehmbaustoffen und Lehmfarben verwendet werden. Tatsächlich haben z.B. Lehmfarben, Lehmspachtel, Lehmputze, Lehmsteine u.s.w. ein im Vergleich äußerst gutes Feuchteausgleichsverhalten, was diese bauphysikalisch zur Verbesserung solcher Situationen oft zur 1. Wahl macht. Aber ich will hier nicht paushal Lehmfarben euphorisieren, um Ihre Kaufeslust zu pushen. Eine Schicht Lehmfarbe mit sehr gutem Ausgleichsfeuchteverhalten auf Gipskarton mit wiederum sehr dichter Oberfläche bringt vielleicht einen minnimal messbaren Erfolg, aber kaum einen Spürbaren. Die Dicke der Ausgleichsfeuchteschicht, also der Lehmfarbe ist das, was die Punkte bringt. Darum könnte man hier mit Lehmfarbe auf Lehmspachtel bzw. alternativ Lehmstreichputz in 2 Schichten einen besseren Effekt erzielen. Als Bonuseffekt käme bei unseren Lehmstreichputzen und Lehmspachteln noch dazu, das die benötigten Zuschlagstoffe nicht aus Quarz- oder Marmormehl bestehen, sondern aus Bimsmehl und Bimsgries. Dieses besondere Material wirkt genauso wie der Tonanteil in unseren Lehmfarben, Lehmstreichputzen und Lehmspachteln noch einmal zusätzlich als Feuchteausgleichsmitarbeiter.